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Sächsische Zeitung
Montag, 5. August 2002
© sz-onlineKultur, 05.08.02
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Wenn Madrigale schmeicheln
Alte und neue Posaunen lassen Meißner Dom erklingen
Von Friedbert Streller

Seit 1995 wirken vier der fünf Posaunisten der Dresdner Philharmonie in einem Posaunen-Quartett, das den Namen jener Instrumentenmanufaktur "Antoine Courtois" in Paris trägt, die ihnen die Instrumente lieferte: "Courtois Posaunen-Quartett". Im Rahmen des nunmehr zehn Jahre bestehenden Festivals "Sandstein & Musik" gestalteten die vier Bläser ein Konzert im Meißner Dom mit Posaunen-Musik aus fünf Jahrhunderten, geblasen auf modernen Instrumenten und auf historischen.

Damit konnte man unmittelbar erleben, wie unterschiedlich der schmetternd volltönende neuer und der zart intime Klang alter Posaunen wirkt. In beiden Fällen faszinierte die schlanke Tongebung der Philharmoniker, die klare, flexible Gestaltung der Musiker, die Sauberkeit des Zusammenspiels und die technische Perfektion. So wurden die Stücke zum Erlebnis. Zu-erst erklangen zum Teil selbst arrangierte Bearbeitungen vom mehr frisch musizierten denn feierlichen Eingangsmarsch der Königin von Saba aus Händels Oratorium "Salomon" über Tänze von Michael Praetorius, Madrigal-Lieder von Hans Leo Haßler bis zu Bachs bekanntem "Air" und dem Contrapunctus IX aus dessen "Kunst der Fuge". Eine Doppelfuge des Wiener Stephansdom-Organisten und Beethoven-Lehrer Albrechtsberger kam als weniger bekanntes, aber interessantes Werk hinzu. Auf Barockposaunen schmeichelten sich Tänze und Madrigale von Schein bis Giovanni Gabrieli ins Ohr und amüsant unterhielten Stücke des 20. Jahrhunderts aus der Unterhaltungsbranche.

Vom Komponisten der "Comedian Harmonists", Fried Walter, erklangen "Piecen" wie vom Amerikaner Frackenpohl oder vom in München wirkenden Holländer Jan Koetsier, der in den letzten Jahren oft zu hören ist.

Hier wurde unterhaltsam seine perfekt gemachte und plastische Suite "Max und Moritz" in sieben Streichen vorgestellt. Das brachte nicht nur dem Publikum, sondern auch sichtlich den beteiligten Musikern wahre Freude, wurde zum erheiternden Gaudi.


MZ
Sonnabend, 24. August 1996
© MZ 24.08.96

„Böse Buben" unterm Kreuzgewölbe
Ein Posaunen-Ensemble aus Dresden präsentierte in der Kirche von Kemberg ein hochkarätiges und stimmungsvolles Programm
Von Frank Melchier

Kemberg/MZ. Stolz und schlank erhebt sich der Stadtturm, zieht den Blick jedes Autofahrers auf den Straßen rings um den Ort we­nigstens für Sekunden an. Daß am Mittwochabend auch nur einer der Asphaltpiloten vermutete, in der heiligen Halle unter dem weithin sichtbaren Symbol könne gerade ein hochkarätiges musikalisches Ereignis stattfinden, darf getrost bezweifelt werden.

Ein Quartett gestandener Mannsbilder in schwarzem Frack und weinroter Fliege gab es zu be­wundern, und das nicht nur wegen der hervorragend abgestimmten Optik. Olaf Krumpfer, Joachim Franke, Dietmar Pester und Frank van Nooy sind Posaunisten der Dresdener Philharmonie. Da sie alle auf Produkten des berühmten Pariser Instrumentenbaumeisters Antoine Courtois blasen, gaben sie ihrem Ensemble seinen Namen und werben so gleichzeitig für zwei edle Künste.

Ihr Programm war in jeder Hin­sicht exzellent- eine Stunde Mu­sikgenuß vom Feinsten - ohne Längen und dennoch vielseitig. Dazu eine durchdachte Drama­turgie, die den modernen einen Satz barocker Posaunen gegen­überstellt. Wie mühelos sich die Musiker übrigens in Minuten­schnelle von einer Mensur auf die andere einstellten, sprach nur noch mehr für ihre Klasse.

,,Diese bewiesen sie in originalen Sätzen wie einigen Bearbeitungen, die den Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten des oft in die Schublade des Poltergeistes unter den Blechbläsern gesteckten In­strumentes aufzeigten. Dabei wies die noch im Eingang intonierte Fanfare Rondeau Jean Joseph Mourets den vorherrschenden Charakter in der Stückfolge: beschwingtes und lockeres Musizieren, hier zunächst in Rondoform. Johann Georg Albrechtsbergers Doppelfuge erlebte eine ebenso be­eindruckende Wiedergabe wie die französischen Tänze von Michael Praetorius, in denen die Ausfüh­renden stellenweise in ein fast un­glaubliches Pianissimo abtauch­ten: Nicht ganz so leise, aber mit einer den Streichern sehr schön nachempfundenen Innigkeit, er­klang das „Air" aus Johann Seba­stian Bachs Orchestersuite.

Auch der umfangreichen Lied­komposition alter Meister wurde Rechnung getragen: Das sphärisch schöne „All mein Gedanken" aus dem Locheimer Liederbuch fand mit Henry Purcells „Frühlings­bunter Heide" und Johann Her­mann Scheins „Holla, gut G'sell" eine quicklebendige Rahmung. Nicht erst hier offenbarte sich ne­ben dem überlegenen technischen Vermögen der philharmonischen Viererbande ihr ursprüngliches Musikantentum. Da sich dieses stets mit stilistischem Intellekt, vor allem dem einhelligen Emp­finden der Musiken verbindet, ge­rät jedes Stück zur individuellen Delikatesse, manch einzelner Takt zum Sahnehäubchen.

Als solche darf man getrost auch die Werke ansehen, mit denen die Musiker den vergleichsweise ver­haltenen Klang der Barockposau­nen demonstrierten. Der Griff zum originalen Requisit ist in der Auf­führungspraxis zur Normalität ge­worden, doch macht dies allein nicht die angemessene Wiedergabe der bejahrten Weisen aus. Wie kompetent die Dresdner Gäste auch diesbezüglich sind, war be­reits bei Scheins Intrade zu hören. Im selben Samtbett ruhte danach Giovanni Palestrinas Madrigal, bevor sich der barocke Pro­grammblock mit Hans Leo Haßlers „Tanzen und Springen" sowie Giovanni Gabrielis Canzona „La Spiritata" in launiger Frische rundete.

Was folgte, war eine Showtime im besten Sinne des Wortes. Zu­nächst verschwanden die Akteure, jetzt wieder mit den neuzeitlichen Posaunen, hinter den Säulen des Kreuzgewölbes, um gleich darauf Charles Gounods „Marsch der Ma­rionetten" in szenischer Burleske zu intonieren. In blindem Ver­ständnis füreinander und das Stück durchschritten sie Raum und Partitur, anhaltendes Augen­zwinkern inklusive.

Eine Steigerung dieser musika­lischen Eulenspiegelei brachte schließlich - der Titel weckt ein­deutige Ahnungen -„Max und Mo­ritz", Suite in sieben Streichen von Jan Koetsier. Der in München le­bende Komponist hat sich zuneh­mend auf Werke für Bläserensem­bles spezialisiert. Wie er hier mit feinsinnigem wie derbem Humor die wohlbekannte Geschichte von den bösen Buben illustriert, hätte es der optischen Unterstützung durch die Repros Busch'scher Ori­ginalzeichnungen eigentlich nicht bedurft: Ein dissonantes Glissan­do sägt an der Brücke, unter grel­lem Staccato explodiert die Ta­bakspfeife, atemberaubende Tri­pelzungen machen die quälende Maikäferschar lebendig.

All dies zelebrierten die Blech­bläser in virtuoser Manier, was ih­nen nicht nur von den Kleinen im Publikum einen begeisterten Ap­plaus bescherte. Nach einer Car­men-Zugabe durfte dann noch mitgesungen werden: „Kein schöner Land“ auf Bolerorhythmus- einzigartig!


Kritik
Donnerstag, 30. Mai 1996

Machtvoll wie humoriger Posaunenschall

„Musik in Mißlareuth" „Courtois-Posaunenquartett Dresden" gastierte - Vielfältiges Repertoire begeistert Publikum - Ovationen zum Dank
von Axel Röhrborn

MISSLAREUTH. Was die vielen Konzertfreunde am Montagnach­mittag in der Kirche von Mißlareuth erlebten, konnte sich hören und sehen lassen. Kammermusik in dem kleinen Ort an der früheren Grenze erfreut sich schon lange großer Beliebtheit und so zählt diese Gemeinde zu einem der gro­ßen Magneten in der vogtländi­schen Kulturlandschaft. Nicht zu­letzt spielen dabei die Programme mit Ensembles und Solisten eine große Rolle, die durch das Pfarrerehepaar Schubert fachmännisch zusammengestellt und ausgesucht werden. Diesmal gastierte das „Courtois Posaunenquartett" aus Dresden mit einem Streifzug durch die vier Jahreszeiten.

Die jungen Musiker, allesamt So­listen der Dresdener Philharmonie, spielten auf modernen und histori­schen Instrumenten. Die modernen Posaunen stammen aus der Werk­statt. des Pariser Instrumentenbau­ers Antoine Courtois, daher der Name des Ensembles. Locker und mit Informationen zur Posaune führten die Musiker durch das Konzert. Der Klangwechsel von modernen und historischen Instru­menten wurde nicht nur für einge­fleischte Musikfreunde zum Erleb­nis. Das Ensemble bestehend aus Olaf Krumpfer, Joachim Franke, Dietmar Pester und Frank van Nooy, stellte neben Originallitera­tur für diese Besetzung eigene Be­arbeitungen vor. Sie eröffneten mit einem Werk von Jean-Joseph Mouret, Fanfare-Rondeau.

Faszinierend wie deutlich und sauber musiziert die Terrassen­dynamik vorgestellt wurde. Mit fünf französischen Tänzen aus der Feder von Michael Prätorius setz­ten sie fort. Dabei konnten die Po­saunisten durch die unterschiedlichen Charaktere der Tänze ihr Können dem Publikum vollkom­men unter Beweis stellen. Eine Bearbeitung des „Air“ aus der Orchestersuite D-Dur, BWV 1068, von Johann Sebastian Bach schloß sich an. Durch die klar erkennbare Stimmführung in der Doppelfuge von Johann Albrechtsberger gelang dem Ensemble mit Sicherheit einer der Höhepunkte im Konzert.

Daß die Dresdener Posaunisten sich nicht nur als ausgezeichnete Musiker verstehen, sondern auch schauspielerische Begabungen haben, bewiesen sie im zweiten, einem nicht ganz ernsthaften Teil. Spaß und Freude zeigte das Posaunenquartett schon mit den Einzug in die Kirche, den sie mit dem Marsch der Marionetten von Charles Gounod untermalten.

Zu einem weiteren Glanzpunkt des Nachmittags gestaltete das Ensemble die sieben Streiche, die Jan Koetsier musikalisch nach Wilhelm Buschs „Max und Moritz" erarbeitete. Damit erheiterten die vier Posaunisten nicht nur Kinderherzen. Leicht muß dabei die Musik klingen und wurde doch mit hohem Schwierigkeitsgrad versehen- gerade durch die gelungene Interpretation bewies das Quartett höchste Professionalität und Können.

Das Publikum dankte mit einem wahren Sturm an Ovationen, der die Musiker zu mehreren Zugaben unter anderem einen Bolero über „Kein schöner Land" bewegte. Ein großartiges Erlebnis!


Kritik

Von Kirchenmusik bis zu Max und Moritz

Posaunenquartett begeistert das Publikum im Schloß Reinhardtsgrimma
Von Siegfried Reichel

Das zweite Reinhardtsgrim­maer Schloßkonzert dieses Jahres am vergangenen Sonntag gestaltete das Courtois-Posaunenquartett der Dresdner Philharmonie. Der künst­lerische Leiter der Schloßkonzerte, Dozent Heinz Weber, führte durch das Programm. Wie er andeutete, ist es Anliegen, den Zuhörern Be­sonderheiten zu bieten. Diesmal waren es Werke aus über 350 Jahren europäischen und amerikanischen Musikschaffens.

Eine Besonderheit war schon das erste Stück, ein Fanfare-Rondeau von Jean-Joseph Mouret, das im Vorsaal des Festsaales interpretiert wurde. Danach erklangen fünf französische Tänze von Michael Prae­torius. Das Posaunenquartett spiel­te zwei Stücke von Johann Sebasti­an Bach, der in Fachkreisen als "Mittelpunkt und Gipfel der abend­ländischen Musik" gilt. Er war von 1723 bis 1750 Thomaskantor in Leipzig und beherrschte alle musi­kalischen Möglichkeiten seiner Zeit, mit Ausnahme der Oper, die ihm fremd blieb. Es erklang das bekannte Air' aus der Orchester­suite D-Dur, ein sehr melodiöses Stück mit einem beeindruckenden Schlußakkord, anschließend Con­trapunktus IX aus "Kunst der Fuge'. Es ist eines der letzten Werke Bachs und stellt an die Musiker hohe An­forderungen.

Vom bedeutendsten englischen Komponisten der Barockzeit, Hen­ry Purcell (1659 bis 1695) hörten die Gäste ein liedhaftes Stück mit dem Titel „Auf dieser frühlingshaf­ten Heid . . ." und im gleichen Cha­rakter aus dem Lochheimer Lieder­buch „All meine Gedanken, die ich hab...“. Das Lochheimer Lieder­buch ist eine umfangreiche Samm­lung, die schon Mitte des 15. Jahr­hunderts entstanden ist. Der deut­sche Organist Johann Hermann Schein (1586 bis 1630) brachte eben­falls Liederbücher heraus. Schein ist bei Annaberg geboren, war kurze Zeit Thomaskantor und studierte nebenher Rechtswissenschaft in Dresden. Es erklang „Holla, gut G'sell". Vom gleichen Komponisten spielten die vier Posaunisten - jetzt aber auf Barockposaunen - eine In­trade, ein instrumentales Einlei­tungsstück. Der nächste Komponist war Hans Leo Haßler, ein Nürnberger. Er war der erste deutsche Meister, der Ita­lien besuchte. Deswegen auch eine Verschmelzung in der Vokalmusik zwischen deutschem und italieni­schem Stil Es erklang von ihm „Tanzen und Springen“. Von Georg Philipp Telemann kam eine Sonata zum Vortrag. Das letzte Stück vor der Pause war die Canzona "La Spiritata" vom Italiener Giovanni Gabrieli (1557 bis 1612).

Im zweiten Teil wechselten die Künstler wieder ihre Instrumente und spielten jetzt mit den üblichen französischen Posaunen. Es erklang einleitend der „Marsch der Mario­netten" von Charles Gounod. Die folgenden beiden Stücke sind vom Baßposaunist Frank van Nooy ar­rangiert worden. Das Posaunen­quartett spielte Melodien des Ame­rikaners George Gershwin (1898 bis 1937). Von Andrew Lloyd Webber erklang "Music of the Night" aus dem "Phantom der Oper". Danach kam noch einmal ein französischer Komponist zu Ehren, Camille Saint­-Saens. Aus dem „Karneval der Tie­re" war „Der Elefant" zu hören, her­vorragend gespielt vom Posaunen­quartett.

Zweifellos einer der Höhepunkte dieses Konzertes war die Suite in sieben Streichen "Max und Moritz" von Jan Koetsier, einem Niederlän­der, geboren 1911 in Amsterdam. Es war sehr beeindruckend, mit welchem Geschick der Komponist die Szenen dieser Streiche in Musik umgesetzt hat. Sei es, als die Hühner vor ihrem Tod noch ein Ei legten, das Ansägen des Steges oder das krabbeln der Maikäfer. Und genauso beeindruckend war, wie die Musi­ker diese Szene interpretierten, teil­weise con sordini, also mit einem eingesetzten Dämpfer in den Schall­trichter.

Die vier sympathischen Philhar­moniker Olaf Krumpfer, Joachim Franke (Alt/Tenorposaune), Diet­mar Pester (Tenorposaune) und Frank van Nooy (Baßposaune) wur­den von den 135 Zuhörern stür­misch gefeiert. Sie spielten darauf­hin noch einen ungarischen Tanz von Johannes Brahms und das Volkslied „Kein schöner Land“. Es war ein wunderbarer Konzertnach­mittag, zu diesem auch der künstle­rische Leiter der Schloßkonzerte, Herr Dozent Heinz Weber, wesent­lich beigetragen hat. Seine verbin­denden Worte waren prägnant und zeugten von einem umfangreichen Wissen auf dem Gebiet der Musik.



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